Fast 125 Jahre Dortmunder Oratorienchor

Anfang 1899

In geselliger Runde entsteht unter Mitgliedern des Dortmunder Lehrervereins die Idee, nach Berliner und Kasseler Beispiel einen Lehrer-Gesangverein zu gründen.

April 1899

Unter Beteiligung der Lehrervereine Dortmund-Land, Barop, Lünen, Hörde und Lütgendortmund wird der Lehrer-Gesangsverein gegründet. Laut Statut können "auch
stimmbegabte Herren aus Nichtlehrerkreisen" die Mitgliedschaft erwerben, sofern sie sich einer Kugelung unterwerfen.

Juli 1899

Der Verein nimmt seine Tätigkeit auf. Erster Vorsitzender ist Heinrich Haumann. Man beginnt mit 89 Sängern, darunter 57 aus Dortmund. Chormeister ist Prof. Julius Janssen. Der Reinertrag des ersten Konzerts - in der Petrikirche - wird für die Bekleidung armer Schulkinder bestimmt.

August 1899

Der Chor begrüßt den Kaiser anlässlich der Einweihung des Dortmund-Ems-Kanals und des Dortmunder Hafens.

1905

Der Chor öffnet sich für katholische Lehrerkollegen. Im selben Jahr findet das erste gemeinsame Konzert mit dem Dortmunder Philharmonischen Orchester statt - Beginn einer
Zusammenarbeit, die bis heute besteht.

1914 - 1918

Der 1. Weltkrieg schränkt die musikalische Tätigkeit zunehmend ein, bringt sie aber nicht zum Erliegen.

1924

Anlässlich des 25jährigen Bestehens treten zum Festkonzert 197 Sänger an. Konzerte müssen jeweils zweimal gegeben werden, einmal für den Anhang der Sänger und zum anderen für die musikinteressierte Bevölkerung. Dem Verein gliedert sich ein selbstständiger Frauenchor mit 88 Sängerinnen an.
Anfang der 30er Jahre liegt die Zahl der aktiven Männerstimmen bei 250. Innerhalb des großen Chores bildet sich ein kleiner Chor.

1933 - 1945

Einschneidend verändern sich mit der Machtübernahme Hitlers auch Berufs- und Chorleben in Dortmund. Politisch missliebige Lehrer werden aus dem Schuldienst entlassen. Der Vorstand des Lehrer-Gesangvereins wird durch einen von den Nazis kontrollierten Vereinsführer ersetzt. Jüdische Mitglieder werden ausgeschlossen und das Liedgut zensiert: Werke jüdischer Komponisten, wie etwa Mendelssohn Bartholdy, dürfen nicht mehr gesungen werden. Mit der Zerstörung Dortmunds im 2. Weltkrieg hört die sängerische Tätigkeit auf.

1946

Alsbald nach Kriegsende finden sich einige Sänger wieder zusammen. Hermann Spaemann und nach ihm Willi Spieker nehmen die Fäden wieder auf. Der Verein wächst auf 45 Mitglieder.

 

1957

Auf Betreiben des neuen 1. Vorsitzenden Theodor Langenhorst beschließt man, den stagnierenden Männerchor zu einem gemischten Chor zu erweitern. Dieser zählt bald 70 Sängerinnen und Sänger.

1986

Da der Anteil der Lehrerinnen und Lehrer rapide sinkt, benennt sich der Chor in Dortmunder Oratorienchor e.V. um. Zu diesem Zeitpunkt ist Reinhart Weiß schon seit 10 Jahren erfolgreicher Chorleiter.

1999

Der Chor feiert sein 100-jähriges Bestehen

Als Start in das Jubiläumsjahr wird im Dezember 1998 der „Messiah“ (Händel) in St. Marien aufgeführt und eine Festschrift herausgegeben. Im Juni 1999 wird unter Beteiligung benachbarter Chöre die Carmina Burana im Rahmen eines Festaktes in der Bürgerhalle aufgeführt und im November 1999 tritt der Chor im Großen Haus der Oper Dortmund mit dem „Verdi Requiem“ auf. Zu diesem Zeitpunkt umfasst der Chor 91 Mitglieder mit einem Durchschnittsalter von 48 Jahren. Musikalisch wird der Chor immer noch von Reinhart Weiß geleitet; geschäftsführend von Monika Bolz als 1. Vorsitzende des Vorstands. 

2000

Reinhart Weiß wird für 25jährige Chorleitung geehrt und Dr. Thorsten Ziebach wird in geheimer Wahl zum neuen
1. Vorsitzenden gewählt.

Der Chor zählt 100 Mitglieder. 

2002

Ein besonderes Konzerterlebnis führt den Chor in das neu erbaute und 2002 eröffnete Konzerthaus Dortmund. Unter der Gesamtleitung von Nicholas Kok, Chefdirigent des East of England Orchestra, wird die Matthäus Passion im Rahmen des Konzerthaus-Projektes „Dortmunder Chöre“ aufgeführt. Die
Einstudierung hatte R. Weiß in den regelmäßigen Chorproben durchgeführt. In einer 6-stündigen Zusatzprobe lernt der Chor dann auch Mr. Kok kennen, der den Chor gemäß Salamitaktik lobt mit seinen Worten: „it’s marvelous, but……“ und dann die einzelnen Passagen förmlich seziert, sodass die veranschlagte
Probenzeit kaum ausreicht. Die Beteiligten sind begeistert bei der Sache, ein Wermutstropfen ist jedoch das große Loch in der Kasse, das durch dieses Konzert gerissen wurde, da das Konzerthaus nur mäßig besetzt war.

2004 - 2008

Mitte 2004 tritt R. Weiß nach 28 Jahren von der Chorleitung  zurück. Sigmund Bothmann aus Gütersloh wird für ein Jahr neuer Chorleiter, gefolgt von Edwin Pröm aus Detmold und der wöchentliche Probentag wird von Donnerstag auf Mittwoch verlegt. Diese Veränderungen lösen einen anhaltenden Mitgliederschwund auf 74 Aktive (2005), 67 Aktive (2006) und 48 aktive Mitglieder (2008) aus.

Musikalisch stehen in diesem Zeitraum u.a. die „Jahreszeiten“ von Haydn (wiederum stark kostentreibend im Konzerthaus), das „Oratorio de Noel“ von Saint Saens, die Liebeslieder von Brahms, Gottesdienstgestaltungen in St. Marien und Adventskonzerte auf dem Programm. 

2010/11

Gegen Ende des ersten Jahrzehnts im neuen Jahrtausend spitzen sich die Diskussionen um den Erhalt und die Zukunft des Oratorienchores sehr zu. Fehlende Männerstimmen lassen eine zuverlässige Konzertplanung kaum zu. Es wird über eine Kooperation oder sogar Fusion mit anderen Chören nachgedacht.

Bei der Mitgliederversammlung 2011 wird Ursula Lehmkühler zur 1. Vorsitzenden gewählt, nachdem Anne Spickenheuer zwischenzeitlich für ein Jahr dieses Amt innehatte. Dr. Ziebach stellt sich als 2. Vorsitzender zur Verfügung.

2011

Musikalisch steht in 2011 eine Beteiligung am Konzertprojekt „The Music Makers“ von Elgar auf dem Programm. Dieses Konzert wird vom GMD Jac van Steen geleitet und im Konzerthaus mit den Dortmunder Philharmonikern erfolgreich aufgeführt. Den Jahresabschluss markiert das Adventskonzert unter dem Titel „Gaudete“ in der Kirche St. Marien.

2012?

Trotz des gelungenen Jahresprogramms gelingt es nicht, neue Mitglieder für den Chor zu gewinnen. Die Mitgliederzahl sinkt auf 34, Probendisziplin und -anwesenheit lassen zu wünschen übrig. Es wird erneut über einen Chorleiterwechsel nachgedacht. Auch die Umwandlung in einen Frauenchor oder die Fusion mit einem geeigneten Partner wird erwogen. Ein Ende oder ein Neuanfang muss gemacht werden. Bei der
Mitgliederversammlung im Jahr 2012 stehen die Auflösung des Vereins und evtl. Neuwahlen auf der Tagesordnung.

2012!

Langjährige Chormitglieder um Edeltraud Buchholz setzen sich vehement für den Fortbestand des Chores ein. Die Gruppe der verbliebenen 17 Sängerinnen und Sänger formiert sich zu einem neuen Vorstand, der bei der Mitgliederversammlung mehrheitlich gewählt wird, mit Annelie Hille als 1. Vorsitzender und Anne Spickenheuer als Vertreterin.

Heiko Waldhans wird als neuer Chorleiter engagiert, die konsequente Probenarbeit wird wieder aufgenommen und durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit kann die Mitgliederzahl gesteigert werden. 

2013-2019

Schon im Januar 2013 wird ein "Festliches Neujahrskonzert" mit Werken von Vivaldi erfolgreich aufgeführt. Der Chor stabilisiert und entwickelt sich und kann fortan mindestens ein größeres Chorwerk jährlich präsentieren.  Gestellungen der Dortmunder Philharmoniker (Hayds "Die Schöpfung" 2014 und Mendelssohns "Elias" 2018) zeigen, wie sich der Chor innerhalb kürzester Zeit in die Liga der etablierten Dortmunder Konzertchöre zurückarbeiten konnte.
Auftritte umfassen Kooperationen mit den Vokalensembles Vocanta (2014) und Cantremonia aus Düsseldorf (2018), eine Zusammenarbeit mit dem Barockorchester Münster ( Händels "Messiah" 2017, Bachs "Johannespassion" 2019), zahlreiche a-capella-Konzerte und Mitwirkung bei den Dortmunder Chorfesten. 

2020

Die Proben zum Mozart Requiem sind schon sehr weit fortgeschritten, als das Konzert vier Wochen vor der geplanten Aufführung - wie alle Veranstaltungen und Versammlungen - coronabedingt abgesagt werden muss. Es folgt eine Phase der Isolation und Unsicherheit, später das Experimentieren mit Proben in Kleingruppen und Distanz und Versuche mit Online-Proben. Durchgehende Präsenzproben in voller Chorstärke können erst zwei Jahre später wieder aufgenommen werden. Der Chor beweist in dieser Zeit große Widerstandsfähigkeit und Zusammenhalt.

2021

Bei der ersten digitalen Hauptversammlung der Vereinsgeschichte wählen die Mitglieder Birgit Brinkmann zur neuen 1. Vorsitzenden des Chores. Vorgängerin Annelie Hille kann nach zehnjährigem Vorstandsvorsitz auf die erfolgreiche Rettung und Etablierung des Chores zurückblicken.

2022

Das Mozart Requiem wird endlich nach zweimaligem Verschieben aufgeführt. Die Konzerte krönen die Arbeit von Heiko Waldhans, der seine Leitung des Chores zum Ende des Jahres nach 10 Jahren aufgibt. 

2023

Jonathan Dräger übernimmt im Februar die Leitung des Chores

2024

Der Dortmunder Oratorienchor feiert sein 125-jähriges Bestehen!!